
Bereits Tage vor dem 27. Juni begann sich in der Modewelt etwas anzubahnen. DIOR, das ikonische französische Modehaus, eröffnete mit ersten Kampagnenbildern die Bühne für einen Neubeginn: Der neue Kreativdirektor Jonathan Anderson, bekannt für seine radikale Modernisierung von LOEWE, steht nun an der Spitze des gesamten kreativen Universums von DIOR – Damen, Herren und Haute Couture. Eine solche Verantwortung trug seit Christian Dior selbst niemand mehr.
Photos: Dior
Als Teaser der neuen Ära wurde niemand Geringerer als Kylian Mbappé inszeniert – in perfekt geschnittenem Anzug, lässigem Blick und mit einer Präsenz, die an die glorreichen Dior-Männer der 60er Jahre erinnert, gleichzeitig jedoch fest in der Jetztzeit verankert. Ein subtiler Hinweis darauf, dass Anderson das klassische Tailoring neu denkt – als Stärke, nicht als Relikt.
Millionen Zuschauer weltweit folgten dem Ereignis via Instagram-Livestreams auf den Kanälen von DIOR, Anderson selbst und internationalen Magazinen. Was die Hochzeit von Lady Diana einst für das Fernsehen war, war diese Modenschau für das digitale Zeitalter – ein globales Kulturphänomen, das Smartphones in Bühnen verwandelte. Bilder vom Eintreffen der Gäste flimmerten über die Bildschirme: Pharrell Williams, Donatella Versace, Hollywood-Größen, Musikikonen und Influencer – sie alle waren gekommen, um Zeugen eines historischen Moments zu werden. Unterlegt von einer klangvollen Symbiose aus klassischer Oper und modernem Rock, öffnete sich der Live-Feed und mit ihm Impressionen der Schaffenskraft und Inspiration von Anderson. Immer wieder eingeblendet der 21-jährige britisch-amerikanische "White Lotus"-Schauspieler Sam Nivola.
Und dann begann es – der erste Look: maßgeschneiderte Klarheit. Es folgten Denim, Strickkreationen, Mäntel, Fracks und die herrlichsten Accessoires – doch nichts daran wirkte vertraut. Anderson schaffte es, aus der Handschrift Diors neue Formen zu destillieren. Florale Stickereien, ein Markenzeichen des Hauses seit Diors ikonischer „Ligne Corolle“ von 1947, trafen auf kaschmirweiche Stofflichkeiten, die in ihrer Haptik ebenso luxuriös wie tragbar wirkten. Besonders auffällig war die Verarbeitung von Proportionen – eine Anderson-typische Disziplin, nun aber in Verbindung mit dem Erbe des Hauses. Es war, als hätte er die Formensprache Diors seziert und in ein neues Alphabet übersetzt. Hosen aus Baumwolle und Denim – teils schlank, teils voluminös – und Farbkombinationen, die sich in zurückhaltender Harmonie entfalteten, führten den Zuschauer durch ein Kaleidoskop aus Innovation, Reminiszenz und Neo-Romantik. Die klassische DIOR-Fliege, mal übergroß, mal fein, stets eng am Hals gebunden, wirkte wie ein Symbol der Kontinuität inmitten der Neuerfindung.
Bereits bei Look Nummer zehn wurde klar: Diese Kollektion ist mehr als ein Debüt – sie ist ein Manifest. Lendenentblößende Westen kontrastierten mit knöchellangen Mänteln, deren Farben zwischen leise und leuchtend changierten. Die Referenzen an die 90er Jahre und an jugendliche Leichtigkeit waren nicht zu übersehen – doch nicht bloß nostalgisch, sondern als kluger Dialog zwischen Generationen. So wippten Sneaker-Schnürsenkel zu den Klängen der Musik, und jeder Schritt auf dem Holzparkett schien zu sagen: Dies ist DIOR, wie Sie es noch nie gesehen haben – und dennoch ganz DIOR.
Jonathan Anderson ist es gelungen, eine Kollektion zu zeigen, die inspiriert, ohne in Übertreibung zu verfallen. Jedes Stück, jeder Look erzählte eine Geschichte von Zeitlosigkeit und Bewegung. Es ist diese Art von Kleidung, die nicht nur in Editorials oder auf roten Teppichen funktioniert, sondern die beim Erreichen der Menschen Emotionen hervorruft. Ein modischer Humanismus, der sich weder in Elfenbeintürmen noch im bloßen Streetwear-Hype verliert. Und doch – oder vielleicht gerade deshalb – bleibt Andersons Debüt eng mit der DNA des Hauses verbunden. Die neue Männermode erinnert an Diors elegante Re-Interpretation des „New Look“ für Männer, wie man sie vereinzelt in den 70er Jahren finden konnte. Die klare Silhouette, die liebevolle Behandlung von Details, die unmissverständliche Feier des Handwerks – all dies ist kein Bruch mit der Vergangenheit, sondern eine Weiterentwicklung, die das Haus mit frischer Energie erfüllt. Während sich die letzten Models auf dem Runway zeigen, wird deutlich: Diese Präsentation ist nicht nur eine Kollektion - es ist ein Stück Kulturgeschichte. Ein Moment, der bleibt. DIOR hat ein neues Kapitel aufgeschlagen – jung, klar, kühn.
Sind Sie nun DIORisiert? Ab Ende des Jahres wird diese Spring-Summer 2026 Kollektion bei APROPOS erhältlich sein.