Burberry by Riccardo Tisci

2018 war das Jahr der Designerwechsel bei den großen Modehäusern: Hedi Slimane kam zu Celine, Virgil Abloh zu Louis Vuitton Homme, Kim Jones zu Dior Homme und Riccardo Tisci zu Burberry. Letzter löste den Briten Christopher Bailey nach über 17 Jahren (!) als Kreativdirektor der britischen Traditionsmarke ab. Etwas über ein Jahr ist Tisci nun an der Kreativspitze des Unternehmens – Grund genug für uns, die vergangenen Kollektionen noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Am 17. September vergangenes Jahr war um 17:00 Uhr die Aufmerksamkeit aller Moderedakteure auf London gerichtet: In einem alten, umgebauten Sortiergebäude fand das Runway Debüt von Riccardo Tisci für Burberry statt. Der italienische Designer gehört zu den Pionieren des Streetstyles und ist den meisten wohl noch aus seiner Zeit als Creative Director bei Givenchy bekannt, wo er zwölf Jahre verbrachte und das Brand mit seiner einzigartigen Bildwelt aus Streetstyle, Tailoring und Rottweiler-Prints prägte. Manche sagen dem Designer sogar nach, er sei der Erfinder des It-Tshirts.

Bereits vor der Präsentation der Kollektion verpasste er als Kreativdirektor dem bekannten Logo ein Makeover, indem er den Reiter mit Pferd verschwinden ließ und zusammen mit dem berühmten britischen Grafikdesigner Peter Saville eine serifenlose Typografie entwickelte. Hinzu kam zudem das neue TB-Monogramm, bei welchem mit den Initialen des Firmengründers, Thomas Burberry, gespielt wird.

Während die Show zunächst primär mit femininen und klassischen Looks wie beigefarbenen High-Waist Pants, gemusterten Seidenblusen und Lackpumps startete, wurden die Silhouetten zu dem Soundtrack von Robert del Naja immer tisci-esquer. Die Trenchcoats wurden kürzer und die Schnitte dekonstruierter – dabei kombinierte Tisci verschiedenste Muster mit Schwarz-Weiß-Drucken und Schriftzügen, um eine zeitgemäße Formsprache zu erschaffen. Der Burberry-Mann tauschte schließlich den klassischen Anzug gegen kurzärmelige Bowling Hemden und Jacken mit Patches für einen zeitgenössischen Look ein.

Sechs Monate später konnten wir anschließend in den Turbinenhallen der Tate Modern die ersten Wintersilhouetten des Stardesigners entdecken. Riccardo Tisci scheint sich auf den ersten Blick in der Herbst/Winter Kollektion nun endgültig vom Erbe Burberrys getrennt zu haben und hat das Brand tief in die Welt des Streetstyles geführt. Das Logo und ein klarer Bezug zur Jugendkultur waren allgegenwärtig auf den Sportswear-Silhouetten zu sehen. Bei den Herren dominierten vor allem Sportanzüge, cross body getragene Gürteltaschen und zahlreiche Daunenjacken, während die Looks der Damen aus Track-Pants, Off-Shoulder-Sportjacken und Polo-Shirts bestanden. Und was darf in keiner Sportswear inspirierten Kollektion fehlen? Genau – der dad sneaker. Tiscis Interpretation war die Kombination der klobigen Silhouette mit Hiking Elementen in schwarz, Tigermustern oder Pailletten.

Im zweiten Teil jedoch hat sich das Blatt noch einmal gewendet und das traditionelle Nova Check übernahm wieder die Oberhand. Klassische Trenchcoats à la Christopher Bailey, Bleistiftröcke und Evening Wear überwiegten nun in der Show. Auch für die Herren präsentierte Tisci in der zweiten Hälfte vor allem klassische Styles.

Riccardo Tisci zeigt uns, dass Burberry trotz seiner Jahrhunderte alten Tradition, auch in der heutigen Streetstyle Szene durchaus mithalten kann. Wir sind gespannt, wie Tisci Burberry weiter beeinflussen wird und freuen uns jetzt erst einmal auf die ersten Ankömmlinge aus der neuen Herbst/Winter Kollektion 2019!